Haustiere helfen unsdurch die Pandemie - selbst wenn sie das stresst (2)
Neue Sorgen unter Haustierhaltern
Im April und Juni 2020 befragte Elena Ratschen, eine Dozentin an der englischen University of York, 5.926 Menschen in Großbritannien zu ihrer psychischen Gesundheit, ihrem Wohlbefinden und ihrer Einsamkeit sowie zu ihrer Bindung und Interaktion mit ihren Haustieren.
Die Umfrage, die im September 2020 in der Fachzeitschrift „PLOS ONE“ veröffentlicht wurde, umfasste alle Haustiere, darunter Fische, Vögel, Hunde, Katzen und Kleinsäuger. Die meisten Befragten – darunter 91 Prozent der Hundebesitzer, 89 Prozent der Katzenbesitzer und 95 Prozent der Pferde- und Nutztierbesitzer – gaben an, dass ihre Haustiere „eine wichtige Quelle der emotionalen Unterstützung darstellen“, so Ratschen.
Personen, die eigenen Angaben zufolge vor der Pandemie anfälliger für psychische Probleme waren, gaben an, dass sie während der Pandemie eine stärkere Bindung zu ihrem Tier erlebten.
Darüber hinaus fühlten sich Haustierbesitzer insgesamt weniger einsam und isoliert als die Befragten, die keine Haustiere besaßen. Das könnte auf einen „Puffereffekt“ zurückzuführen sein: Haustiere können unsere sozialen Interaktionen mit anderen Menschen zwar nicht ersetzen, aber sie können helfen, diese Lücke zu füllen, sagt Ratschen.
Doch sowohl die spanische als auch die britische Studie stellten neue Ängste bei den Haustierbesitzern fest. Dazu gehörte die Frage, ob ihr Hund genug Auslauf bekommt, die Möglichkeit zum Kauf von Tierfutter, der Zugang zu tierärztlicher Versorgung und die Frage, wer sich um das Tier kümmert, wenn die Besitzer krank werden. Ein weiterer Quell der Sorge war die Ungewissheit, wie sich ihr Haustier an das Leben nach der Pandemie anpassen wird.
Welpen sind keine Wundermittel
Ihre Ergebnisse stützen aber nicht die weit verbreitete Annahme, dass Haustiere uns vor einer Verschlechterung unserer psychischen Gesundheit und größerer Einsamkeit schützen, behauptet Ratschen.
„Die Belege für den Nutzen von Haustieren sind im Allgemeinen gemischt. Das gilt sowohl für die Forschungsergebnisse vor der Pandemie als auch während der Pandemie, weil die Menschen eine Menge Sorgen und Bedenken in Bezug auf ihre Haustiere haben.“
Mit anderen Worten: Es ist nicht unbedingt so, dass die Anschaffung eines Welpen einem hilft, die Pandemie gesünder zu überstehen, wie es viele vielleicht glauben.
Die Assistenzprofessorin Megan K. Mueller, die an der Cummings School of Veterinary Medicine der Tufts University Mensch-Tier-Interaktion erforscht, stimmt dem zu.
„In einigen Medien sehe ich Ratschläge wie: ‚Einsam während der Pandemie? Sie sollten sich ein Haustier zulegen!‘ Aber so einfach ist das nicht, und die Wissenschaft fängt langsam an, das zu bestätigen“, sagt sie.
Neue Sorgen unter Haustierhaltern
Im April und Juni 2020 befragte Elena Ratschen, eine Dozentin an der englischen University of York, 5.926 Menschen in Großbritannien zu ihrer psychischen Gesundheit, ihrem Wohlbefinden und ihrer Einsamkeit sowie zu ihrer Bindung und Interaktion mit ihren Haustieren.
Die Umfrage, die im September 2020 in der Fachzeitschrift „PLOS ONE“ veröffentlicht wurde, umfasste alle Haustiere, darunter Fische, Vögel, Hunde, Katzen und Kleinsäuger. Die meisten Befragten – darunter 91 Prozent der Hundebesitzer, 89 Prozent der Katzenbesitzer und 95 Prozent der Pferde- und Nutztierbesitzer – gaben an, dass ihre Haustiere „eine wichtige Quelle der emotionalen Unterstützung darstellen“, so Ratschen.
Personen, die eigenen Angaben zufolge vor der Pandemie anfälliger für psychische Probleme waren, gaben an, dass sie während der Pandemie eine stärkere Bindung zu ihrem Tier erlebten.
Darüber hinaus fühlten sich Haustierbesitzer insgesamt weniger einsam und isoliert als die Befragten, die keine Haustiere besaßen. Das könnte auf einen „Puffereffekt“ zurückzuführen sein: Haustiere können unsere sozialen Interaktionen mit anderen Menschen zwar nicht ersetzen, aber sie können helfen, diese Lücke zu füllen, sagt Ratschen.
Doch sowohl die spanische als auch die britische Studie stellten neue Ängste bei den Haustierbesitzern fest. Dazu gehörte die Frage, ob ihr Hund genug Auslauf bekommt, die Möglichkeit zum Kauf von Tierfutter, der Zugang zu tierärztlicher Versorgung und die Frage, wer sich um das Tier kümmert, wenn die Besitzer krank werden. Ein weiterer Quell der Sorge war die Ungewissheit, wie sich ihr Haustier an das Leben nach der Pandemie anpassen wird.
Welpen sind keine Wundermittel
Ihre Ergebnisse stützen aber nicht die weit verbreitete Annahme, dass Haustiere uns vor einer Verschlechterung unserer psychischen Gesundheit und größerer Einsamkeit schützen, behauptet Ratschen.
„Die Belege für den Nutzen von Haustieren sind im Allgemeinen gemischt. Das gilt sowohl für die Forschungsergebnisse vor der Pandemie als auch während der Pandemie, weil die Menschen eine Menge Sorgen und Bedenken in Bezug auf ihre Haustiere haben.“
Mit anderen Worten: Es ist nicht unbedingt so, dass die Anschaffung eines Welpen einem hilft, die Pandemie gesünder zu überstehen, wie es viele vielleicht glauben.
Die Assistenzprofessorin Megan K. Mueller, die an der Cummings School of Veterinary Medicine der Tufts University Mensch-Tier-Interaktion erforscht, stimmt dem zu.
„In einigen Medien sehe ich Ratschläge wie: ‚Einsam während der Pandemie? Sie sollten sich ein Haustier zulegen!‘ Aber so einfach ist das nicht, und die Wissenschaft fängt langsam an, das zu bestätigen“, sagt sie.
Haustiere helfen uns durch die Pandemie – selbst wenn sie das stresst
Einige Haustierbesitzer beobachteten während des Lockdowns Verhaltensänderungen bei ihren Schützlingen.
VON RACHEL MAY
VERÖFFENTLICHT AM 5. FEB. 2021, 11:17 MEZ
Noch ist kein schnelles Ende der Pandemie in Sicht. Während viele Menschen also weiterhin mehr oder minder allein im Lockdown ausharren, finden sie oft Trost und Gesellschaft bei ihren Haustieren.
Die neue Wertschätzung für tierische Begleiter lässt sich sogar statistisch erfassen. Weltweit stieg die Nachfrage nach Haustieren, die man entweder adoptieren oder als Pflegestelle aufnehmen kann, von Kanada bis Indien. Zwischen März und September 2020 stieg die Zahl der Pflegetiere in US-Haushalten um 8 Prozent, heißt es bei PetPoint, das Branchendaten zur Haustieradoption sammelt.
Während die gesundheitlichen Vorteile eines Haustieres bekannt sind – von der Blutdrucksenkung bis zur Stressreduzierung –, ist die Beziehung zwischen Mensch und Tier etwas komplexer. Wie Haustierbesitzer und ihre Haustiere mit den langen Lockdowns zurechtkommen, ist eine offene Frage.
Um das herauszufinden, führten Forscher in Spanien, Israel und Großbritannien Online-Umfragen unter Haustierbesitzern durch. Ihre Studien, die in drei verschiedenen wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht wurden, ergaben, dass unsere tierischen Freunde insgesamt für zusätzlichen Trost gesorgt haben.
Aber die Untersuchung zeigte auch einige beunruhigende Entwicklungen auf: Pandemische Einschränkungen lassen Haustierbesitzer um das Wohlbefinden ihrer Lieblinge bangen. Und nicht nur das: Einige Haustiere zeigen Anzeichen von Stress, darunter vermehrtes Bellen, Angst vor lauten oder plötzlichen Geräuschen sowie Unruhe, wenn sie allein zu Hause sind.
Im April 2020 befragte der Verhaltensberater Jon Bowen vom Royal Veterinary College in London 1.297 Hunde- und Katzenbesitzer in Spanien zu ihren Gefühlen gegenüber ihren Haustieren und dem Verhalten ihrer Tiere in letzter Zeit. Die meisten Besitzer sagten, dass ihre Haustiere während der Pandemie eine „wesentliche Unterstützung“ gewesen seien. Dennoch gaben 62 Prozent der Befragten an, dass die Lebensqualität ihres Tieres abgenommen habe. Etwa 41 Prozent berichteten auch, dass sie während der Pandemie Verhaltensänderungen bei ihren Tieren beobachtet haben, insbesondere bei Hunden, die schon in der Vergangenheit Verhaltensprobleme gezeigt hatten.
Zahlreiche Forschungsergebnisse zeigen, dass Hunde eigene Emotionen haben und sich von den Emotionen ihrer Halter anstecken lassen können. Das trifft vor allem zu, wenn der Halter emotional von ihnen abhängig ist, sagt Bowen, dessen Studie im Mai 2020 im „Journal of Veterinary Behavior“ erschien.
„Es war wirklich interessant, dass die Ergebnisse der drei Studien bemerkenswert ähnlich sind“, sagt Emily McCobb. Die klinische Professorin an der Cummings School of Veterinary Medicine der Tufts University war an keiner der Studien beteiligt. „Sie sind dem sehr ähnlich, was wir hier [in den USA] zu hören bekommen, zumindest anekdotisch.“
„Die Menschen adoptieren immer mehr Haustiere. Und sie finden, dass ihre Tiere ihnen dabei helfen, mit der Isolation umzugehen“, sagt McCobb. In ihrer Tierarztpraxis „sehen wir, dass bei Tieren, die Verhaltensprobleme hatten, diese anscheinend schlimmer werden“.
Einige Haustierbesitzer beobachteten während des Lockdowns Verhaltensänderungen bei ihren Schützlingen.
VON RACHEL MAY
VERÖFFENTLICHT AM 5. FEB. 2021, 11:17 MEZ
Noch ist kein schnelles Ende der Pandemie in Sicht. Während viele Menschen also weiterhin mehr oder minder allein im Lockdown ausharren, finden sie oft Trost und Gesellschaft bei ihren Haustieren.
Die neue Wertschätzung für tierische Begleiter lässt sich sogar statistisch erfassen. Weltweit stieg die Nachfrage nach Haustieren, die man entweder adoptieren oder als Pflegestelle aufnehmen kann, von Kanada bis Indien. Zwischen März und September 2020 stieg die Zahl der Pflegetiere in US-Haushalten um 8 Prozent, heißt es bei PetPoint, das Branchendaten zur Haustieradoption sammelt.
Während die gesundheitlichen Vorteile eines Haustieres bekannt sind – von der Blutdrucksenkung bis zur Stressreduzierung –, ist die Beziehung zwischen Mensch und Tier etwas komplexer. Wie Haustierbesitzer und ihre Haustiere mit den langen Lockdowns zurechtkommen, ist eine offene Frage.
Um das herauszufinden, führten Forscher in Spanien, Israel und Großbritannien Online-Umfragen unter Haustierbesitzern durch. Ihre Studien, die in drei verschiedenen wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht wurden, ergaben, dass unsere tierischen Freunde insgesamt für zusätzlichen Trost gesorgt haben.
Aber die Untersuchung zeigte auch einige beunruhigende Entwicklungen auf: Pandemische Einschränkungen lassen Haustierbesitzer um das Wohlbefinden ihrer Lieblinge bangen. Und nicht nur das: Einige Haustiere zeigen Anzeichen von Stress, darunter vermehrtes Bellen, Angst vor lauten oder plötzlichen Geräuschen sowie Unruhe, wenn sie allein zu Hause sind.
Im April 2020 befragte der Verhaltensberater Jon Bowen vom Royal Veterinary College in London 1.297 Hunde- und Katzenbesitzer in Spanien zu ihren Gefühlen gegenüber ihren Haustieren und dem Verhalten ihrer Tiere in letzter Zeit. Die meisten Besitzer sagten, dass ihre Haustiere während der Pandemie eine „wesentliche Unterstützung“ gewesen seien. Dennoch gaben 62 Prozent der Befragten an, dass die Lebensqualität ihres Tieres abgenommen habe. Etwa 41 Prozent berichteten auch, dass sie während der Pandemie Verhaltensänderungen bei ihren Tieren beobachtet haben, insbesondere bei Hunden, die schon in der Vergangenheit Verhaltensprobleme gezeigt hatten.
Zahlreiche Forschungsergebnisse zeigen, dass Hunde eigene Emotionen haben und sich von den Emotionen ihrer Halter anstecken lassen können. Das trifft vor allem zu, wenn der Halter emotional von ihnen abhängig ist, sagt Bowen, dessen Studie im Mai 2020 im „Journal of Veterinary Behavior“ erschien.
„Es war wirklich interessant, dass die Ergebnisse der drei Studien bemerkenswert ähnlich sind“, sagt Emily McCobb. Die klinische Professorin an der Cummings School of Veterinary Medicine der Tufts University war an keiner der Studien beteiligt. „Sie sind dem sehr ähnlich, was wir hier [in den USA] zu hören bekommen, zumindest anekdotisch.“
„Die Menschen adoptieren immer mehr Haustiere. Und sie finden, dass ihre Tiere ihnen dabei helfen, mit der Isolation umzugehen“, sagt McCobb. In ihrer Tierarztpraxis „sehen wir, dass bei Tieren, die Verhaltensprobleme hatten, diese anscheinend schlimmer werden“.
Chinesische Gen-Firma widerlegt haltlose Vorwürfe der USA
Die USA hatten der chinesischen Genomik-Firma BGI Group enge Verbindungen zum chinesischen Militär unterstellt und daher anderen Ländern und US-Bundesstaaten davon abgeraten, die Produkte der Gruppe für ihre Epidemiebekämpfung zu nutzen. BGI stellte nun klar, dass diese Vorwürfe falsch sind und die Privatsphäre der Patienten stets geschützt werde.
Die USA hatten der chinesischen Genomik-Firma BGI Group enge Verbindungen zum chinesischen Militär unterstellt und daher anderen Ländern und US-Bundesstaaten davon abgeraten, die Produkte der Gruppe für ihre Epidemiebekämpfung zu nutzen. BGI stellte nun klar, dass diese Vorwürfe falsch sind und die Privatsphäre der Patienten stets geschützt werde.
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